Pflanzendrinks im Test: "Die meisten schneiden gut ab"
Das steckt laut VKI drin: 43 Prozent der Proben enthielten Sonnenblumenöl. Bei knapp einem Viertel wurde mit Aromen nachgeholfen. Dazu kommen Emulgatoren und Verdickungsmittel wie Gellan oder Guarkernmehl. "All diese Zusatzstoffe machen die Drinks zu hoch verarbeiteten Lebensmitteln, die sich nicht für den täglichen Konsum eignen", so die Tester.
Nur ganz wenige Pflanzendrinks fallen in die NOVA 1-Kategorie - die NOVA-Gruppen geben Auskunft über den Grad der Verarbeitung, in Gruppe 1 gehören frische Lebensmittel wie Obst, Gemüse und Eier, Lebensmittel mit vielen Zutaten und Zusatzstoffen in Gruppe 4. NOVA 1 geht sich laut VKI fast ausschließlich für Bio-Sojadrinks aus. Sie bestehen oft nur aus Wasser und Sojabohnen. Der größte Teil rangiere unter NOVA 3 (verarbeitet) oder 4 (hoch verarbeitet). Letztere Lebensmittel sollten nicht jeden Tag konsumiert werden, da sie laut Studien das Risiko für mehrere Krebsarten erhöhen.
In Bio-Drinks ist zudem der Zusatz von Vitaminen und Mineralstoffen nicht gestattet. Das ist ein Nachteil im Hinblick auf Kuhmilch, die zu den wichtigsten Kalzium-Lieferanten zählt. Manche Hersteller behelfen sich mit Kalzium-haltiger Rotalge.
Der Nutri-Score kennzeichnet das Nährwertprofil - A (grün) ist die beste und E (rot) die schlechteste Note. Kein Produkt im Test weist einen Nutri-Score von A auf, dies ist für Getränke mit Ausnahme von Trinkwasser aber auch nicht vorgesehen. 28 Prozent haben den Nutri-Score B, darunter viele Soja- und Mandeldrinks. Der Großteil liegt abgeschlagen bei Nutri-Score D und E. Auch Reisdrinks sind oft auf der roten Seite der Lebensmittelampel anzutreffen.
Zum Vergleich mit Milch halten die Konsumentenschützer fest: Fettarme Milch erhält wie einige Soja- und Mandeldrinks Nutri-Score B, Vollmilch nur noch C, Schafmilch mit hohem Fettgehalt D. Dafür sind Milchprodukte meist unverarbeitet und fallen unter NOVA 1 - wenn kein Eiweiß oder bei Milchmischgetränken kein Verdickungsmittel zugesetzt worden ist. Bei der Vielfalt an Pflanzendrinks sind Verarbeitungsgrad und Nährstoffzusammensetzung sehr unterschiedlich. Bio-Sojadrinks sind eiweißhaltig und meist unverarbeitet - und somit "Testsieger". Haferdrinks schneiden nicht so gut ab.
"Wir raten, einen Blick auf die Zutatenliste zu werfen und möglichst einfach zusammengesetzte Produkte zu kaufen", so das Fazit der Fachleute. "Wer sich komplett pflanzlich ernährt, sollte zudem auf eine Anreicherung mit Kalzium achten."
Pflanzendrinks brachten in Österreich 2022 laut Good Food Institute fast fünf Millionen Euro Umsatz ein. Der Absatz stieg in den Jahren 2020 bis 2022 um 21 Prozent, jener von Milch sank um zehn Prozent, berichtete der VKI. Laut den Marktforschern von Nielsen IQ wird am liebsten zu Erzeugnisse aus Hafer (55 Prozent) gegriffen, gefolgt von Soja (17 Prozent) und Mandeln (16 Prozent). In der VKI-Marktanalyse waren 87 von 233 Produkten auf Hafer-, 32 auf Soja- und 28 auf Mandelbasis hergestellt, dazu kommen weitere wie Kokos, Erbse oder Buchweizen.
Vegane Drinks sollen besser fürs Klima sein, das zeige zum Beispiel eine Studie des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg, so die Konsumentenschützer. Ein Kilogramm pasteurisierte, länger haltbare Vollmilch im Verbundkarton verursache demnach 1,4 kg CO2-Äquivalente, ein kg Sojadrink hingegen nur 0,4, Mandel- und Haferdrinks 0,3 kg CO2-Äquivalente. Der "ökologische Fußabdruck" sei also in etwa nur ein Viertel so groß wie der von Milch. Laut einer 2018 in der Fachzeitschrift "Science" veröffentlichten Metastudie sind für die Herstellung von einem Liter Kuhmilch 628 Liter Wasser nötig, ein Liter Sojamilch komme auf 28 Liter, Mandelmilch auf 371 Liter. Für einen Liter Kuhmilch würden neun Quadratmeter Land gebraucht, für einen Liter Mandelmilch 0,5 Quadratmeter.