Nachmittagsprogramm u.a. mit "Starcrawler"  |  APA

Druckvoller Rock trotzte den kühlen Temperaturen Wolken und leichter Nieselregen haben beim Nova Rock in Nickelsdorf am Donnerstagnachmittag für einen kühlen Festivalauftakt gesorgt.

Dass dem geneigten Musikfan dennoch nicht zu kalt wurde, dafür sorgten die ersten Bands auf den Hauptbühnen: Starcrawler und All Them Witches mussten zwar noch mit schütterem Publikumszuspruch umgehen, servierten den Hartgesottenen aber druckvollen Rock 'n' Roll.

Mit US-amerikanischer Coolness verstanden es beide Acts, den widrigen äußeren Bedingungen das Beste abzugewinnen. All Them Witches rund um Stoiker Charles Michael Parks Jr. setzten in typischer Manier auf eine Mischung aus Stoner Rock und psychedelischen Ausflügen, wobei die melodischen Spannungsbögen immer wieder von kurzen Wutausbrüchen konterkariert wurden. Dass ihr Sound nicht nur bei Sonnenschein funktioniert, sondern grundsätzlich die Weite des Raumes nutzt, war natürlich von Vorteil - da war sogar ein kurzzeitiger Ausfall der Anlage zu verkraften. Mit genügend Fuzz in den Gitarren kann man alle Probleme vertreiben.

Deutlich exaltierter kamen wiederum Starcrawler daher: Am Ende ihres Sets spuckte Frontfrau Arrow de Wilde Blut, sprang in den Fotograben, schlug und küsste Fans in der ersten Reihe, während Kollege Henri Cash seine Gitarre aufjaulen ließ und seiner Sängerin folgte. Sein Instrument hing er kurzerhand einem Besucher um, der mit einem spontanen Solo den Song beendete, während die Band das Weite suchte. Ein starker Abgang nach einem eben solchen Auftritt, denn Starcrawler wurden ihrem vorauseilenden Ruf als "next big thing" durchwegs gerecht. Die Gruppe aus Kalifornien zelebrierte zeitlosen Rock, räudig, punkig und mit einem Schuss Glam.

Außentemperaturen von rund 15 Grad

Für etliche Festivalbesucher stand zu diesem Zeitpunkt noch einiges an Arbeit an, gab es doch auch am Donnerstag einen steten Zustrom auf die Pannonia Fields. Diese zeigten sich im Unterschied zu den vergangenen Jahren untypisch feucht: Wo sonst Sonne und Staub regieren, herrschen heuer Außentemperaturen von rund 15 Grad, ein beständiger Wind und leichter Regen. Echte Festivalgeher kennen aber kein Pardon und bauen ihr Zelt auch auf matschigem Untergrund auf. Das Kerngelände wiederum präsentierte sich in sehr solidem Zustand: Bis zur letzten Sekunde wurde an Toilettenanlagen, Kulinarikangebot und Absperrungen gearbeitet, um für den Ansturm gerüstet zu sein.

Während Black Stone Cherry bei anderen Sommerfestivals als Ko-Headliner fungieren, dienten sie beim Nova Rock als Anheizer. Und bei den doch frischen Temperaturen brachten die Rocker aus dem Süden der USA das Blut der Fans am Nachmittag in Wallungen. "Erfolg kann nicht immer nur an der Anzahl der Menschen vor der Bühne gemessen werden. Manchmal bedeutet Erfolg, dass 300 Leute ein tolles Erlebnis hatten", meinte Sänger und Gitarrist Chris Robertson im APA-Interview. "Das ultimative Ziel ist es, dass die Leute etwas fühlen, wenn sie unsere Songs hören."

Rotes Kreuz kämpft mit aufgeweichtem Gelände

Black Stone Cherry kommen im Herbst wieder nach Österreich, um am 23. November in der Arena Wien ihr aktuelles Album "Family Tree" ausführlicher vorzustellen. "Wir hatten eine wirklich tolle Zeit beim Aufnehmen der neuen Lieder, ich denke das spürt man. Offenbar haben wir es richtig gemacht", grinste Robertson. Die Gruppe besinnt sich zwar gerne ihrer Wurzeln, möchte das Genre Southern Rock allerdings modern auslegen. "Wir können nicht Lynyrd Skynyrd oder Led Zeppelin oder The Allman Brothers oder Aerosmith sein. Wir wollen Black Stone Cherry sein", betonte Gitarrist Ben Wells. "Wir nehmen das Zeug, das uns beeinflusst hat, und verpassen ihm einen eigenen Dreh. Die Welt braucht keine Kopien, sondern Originale."

Nicht nur die Besucher, auch das Rote Kreuz hatte mit dem aufgeweichten Gelände zu kämpfen. "Wir versinken derzeit noch ein bisserl im Gatsch", sagte Sprecher Thomas Horvath. Bis zum frühen Nachmittag hatte man 108 Patienten bereits versorgt. "Viele sind im Schlamm ausgerutscht oder haben sich beim Zeltaufbau Blessuren zugezogen." Im Großen und Ganzen sei man - trotz der matschigen Umstände - guter Dinge, so Horvath. Die Polizei sprach von einer ersten ruhigen Nacht ohne Zwischenfälle. Der Schlamm hatte bei den Caravanplätzen zunächst für Änderungen gesorgt. "Der erste Caravanparkplatz wird geschottert. Sobald dies fertig ist, werden die zwischenzeitlich wo anders geparkten Camper auf den Caravanparkplatz umgeleitet", berichtete Polizeisprecher Helmut Greiner.