Killswitch Engage über "Traum eines jeden Metalkids"

Nova Rock  |  Barracudamusic
Aufbruchsstimmung beim Nova Rock: Am Sonntagnachmittag packten etliche Fans auf den Pannonia Fields bereits ihre Sachen und brachten sie zu den verstaubten Autos, um sich nach den letzten Auftritten auf den Heimweg zu machen

. Davor gibt es aber noch "den Traum eines jeden Metalkids", wie Killswitch Engage-Sänger Jesse Leach meinte. Immerhin ist die US-Band aktuell mit Iron Maiden auf Tour.

An der britischen Metalinstitution wird es auch liegen, den viertägigen Festivalreigen in Nickelsdorf zu beschließen. Direkt davor sind Leach und seine Mannen angesetzt. "Die Tour läuft einfach super, alle Shows bisher waren toll", so Leach über die gemeinsame Konzertreise. "Iron Maiden sind außerdem einfach die nettesten Typen." Zusätzlichen Druck verspüre man deshalb aber nicht. "Wir versuchen sowieso jede Nacht unser Bestes zu geben", meinte Leach im APA-Interview. Sein Kollege an der Gitarre, Adam Dutkiewicz, warf aber ein: "Klar ist es einschüchternd, wenn du vor Tausenden Leuten stehst, die einen Scheiß auf dich geben."

Sofort brachen beide Musiker in heftiges Gelächter aus. Denn immerhin sei genau das die Aufgabe einer guten Band: "Du musst sie auf deine Seite ziehen. Manchmal funktioniert es, manchmal nicht", schmunzelte Dutkiewicz. "Wenn du nur ein Hindernis für ihr eigentliches Ziel bist, dann musst du das so hinnehmen. Solange du selbst Spaß hast und du ein paar andere mitnimmst, ist alles gut." Am letzten Tag eines Festivals sei das Publikum natürlich ziemlich erledigt. "Ich habe ja so viel mit ihnen gemein, ich liege auch in der Sonne und trinke", lachte der Gitarrist. Sein Sänger versprach hingegen Animation, selbst für müde Glieder: "Du musst eine Party liefern, dann klappt das schon. Ich habe ja wirklich viel Respekt: Vier Tage Festival? Das könnte ich nicht."

Wenn die Tour vorbei ist, steht für Killswitch Engage jedenfalls wieder Arbeit an. Die Band ist bei einem neuen Plattenlabel untergekommen und werkelt bereits fließig am Nachfolger zu "Incarnate" (2016). "Das bedeutet besonders für diesen Typen viel Stress", zeigte Leach auf seinen Kollegen, der neben dem Songwriting auch für die Produktion zuständig zeichnet. "Ja, Mann. Es ist verdammt viel Arbeit. Eigentlich kann ich es nicht erwarten, bis es vorbei ist. Wir stecken mitten drin und werden 21 Songs aufnehmen. Vielleicht sind ja ein paar gute dabei", übte sich Dutkiewicz im Understatement. Immerhin gehören Killswitch Engage seit bald 20 Jahren zu den wichtigsten Vertretern im zeitgenössischen Metal. "Wir wollen einfach weitermachen", so Leach. "Dabei denken wir nur von Tour zu Tour, von Album zu Album."

Zum festen Bestandteil der heimischen Konzertlandschaft zählen seit Jahren die Kanadier Billy Talent. Mit ihrer Mischung aus Indie und Punk sowie einem Händchen für poppige Refrains hat sich die Band eine treue Fangemeinde erspielt, die offenbar trotz jährlichem Besuch nicht genug vom Quartett bekommen kann. "Über die Jahre haben wir gelernt, wirklich effektiv zu touren. Davon abgesehen lieben wir es einfach zu spielen", sagte Bassist Jonathan Gallant am Nova Rock. "Klar sind die Reisen dazwischen schon mal anstrengend. Aber sobald du da oben bist, ist es ziemlich großartig."

Aktuell ist auch Drummer Aaron Solowoniuk wieder mit seinen Kollegen unterwegs. Bei ihm wurde vor einiger Zeit Multiple Sklerose diagnostiziert, weshalb Jordan Hastings seit 2016 die Liveshows von Billy Talent am Drumkit bestreitet. "Es ist schön, nach der langen Pause wieder mit dabei zu sein. Manchmal spiele ich ein, zwei Songs mit den Burschen, manchmal auch nicht. Ich entscheide das je nach Abend", sagte Solowoniuk im APA-Interview. "Sie unterstützen mich einfach, und ich kann mein eigenes Tempo gehen. Mal sehen, was dabei letztlich rauskommt."

Aufgrund der Krankheit ihres Drummers hat die Band vor kurzem auch einen Charity Trust gestartet, um Spenden für die MS-Forschung und -Behandlung zu lukrieren sowie die Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken. "Dadurch konnten wir es auf fixe Beine stellen", sagte Solowoniuk über das Engagement der Gruppe. "Selbst wenn Aaron nicht an MS leiden würde, würden wir uns für solche Sachen einsetzen. Viele unserer Vorbilder haben ähnliches gemacht", fügte Gallant an. "Das liegt einfach in unserer Natur. Aber natürlich haben wir nun einen sehr klaren Fokus."

Fokussiert war auch das Publikum am frühen Sonntagnachmittag: Da die Blue Stage erst um 18.30 Uhr von The Raven Age eröffnet wird, versammelten sich die hitzeresistenten Festivalbesucher bei hochsommerlichen Verhältnissen vor der Red Stage und konnten bei Enter Shikari sowie Passenger Kontrastprogramm genießen. Während erstere auf eine krude Mischung aus Metal, Hardcore und Pop setzten, allerlei elektronische Spielereien in ihren Sound einbanden und sich in Sachen Aktivität auf der Bühne nichts nachsagen ließen, schien Mike Rosenberg alias Passenger mit einschmeichelndem Folkpop wie ein Paradiesvogel im Line-up. Aber am Nova Rock findet alles sein Publikum - jedenfalls fast.