Harte Arbeit: Volbeat zogen ihr Ding durch
Seit mehr als 15 Jahren unterwegs, bewiesen die Burschen um Sänger und Sympathieträger Michael Poulsen am Samstagabend beim Nova Rock, dass mit einer Mischung aus Elvis, Johnny Cash und Slayer beinahe jeder erreicht werden kann. Dem hatte Sister Bliss von Faithless nichts entgegenzusetzen.
"You're too kind, man." Mit einem breiten Grinser, die Gitarre lässig um Hüfte baumelnd, bedankte sich Poulsen nicht nur einmal bei den zig tausenden Fans, die brav die Devilhorns in die Luft streckten und zu "Ring of Fire" lockere Tanzschritte auf den mittlerweile staubtrockenen Boden der Pannonia Fields hinlegten. Die Show selbst war auf das Wesentliche reduziert und kam angenehm hemdsärmelig daher. Wozu auch ein großes Brimborium an Bühnenaufbauten auffahren, wenn es letztlich um klassischen Rock'n'Roll geht, den Volbeat eben in eine härtere Richtung deuten.
Sowohl bei "Lola Montez" als auch der Slayer-Verbeugung "Dead but Rising" saß jedes Riff, servierte Leadgitarrist Rob Caggiano einige Schmankerl auf seinem Instrument und gab es bei den fleißig ackernden Bühnenarbeiten kaum einen Wunsch, der offen geblieben wäre. Neu oder originell? Wer danach Ausschau hält, ist wohl bei anderen Acts besser aufgehoben. In Sachen Massentauglichkeit bei gleichzeitig hoher Qualität war Volbeat an diesem Nova-Rock-Wochenende bisher aber unerreicht. Dass Poulsen auch noch einer der nettesten Menschen im Metalzirkus ist, kann gewissermaßen als Bonus betrachtet werden.
Der zweite Headliner Billy Idol führte in den Sound der 80er zurück, als er den Punk in den Pop gebracht und mit Hits wie "Rebel Yell" die Dekade mitgeprägt hat. Die Darbietung des Briten mit dem markanten blonden Kurzhaarschnitt war naturgemäß retro, aber nicht angestaubt. Idol begann mit "Shock to the System" und holte rasch die zwischenzeitlich abgewanderten Massen vor die Red Stage zurück. Der Sound war klar, die Band tight, der Sänger in solider Form - und ab "Flash for Fantasy" mit nacktem Oberkörper unter der geöffneten Jacke. Rockstar pur. Auch Sidekick Steve Stevens mit toupiertem Haar an der Gitarre zeigte keine Alterserscheinungen, seine Licks saßen wie sein Styling.
Ein Paradoxon ist hingegen Limp Bizkit: Die Band um den (ehemaligen) Kapperlträger Fred Durst war Ende der 90er und Anfang der 2000er eine der wichtigsten Adressen in ihrem Bereich, maßgeblich an der Hochzeit von Nu Metal und Crossover beteiligt. Dass man eigentlich seit 15 Jahren nichts Relevantes mehr auf den Markt gebracht hat, störte offenbar weder die Festivalbesucher noch die Musiker selbst. Alte Hits aus eigenem Haus ("My Generation" oder "Break Stuff") wurden mit Klassikern vom Kaliber "Killing in the Name" (Rage Against The Machine) gekreuzt. Gehaltvoll geht zwar definitiv anders, allerdings musste man auch zugeben: So wie bei Limp Bizkit ging die Menge bei kaum einer anderen Band ab.
Das musste auch Sister Bliss von Faithless zur Kenntnis nehmen. Mit ihrem DJ-Set auf der Red Stage gab es vor Billy Idol nicht nur einen krassen Stilwechsel, nachdem zuvor WIZO mit knackigem Punkrock abgeräumt hatte. Auch die Umstände hatten sich quasi um 180 Grad gedreht: Statt mehreren tausend Menschen war es nur einige Hundert, die sich Hits wie "Insomnia" sowie eine aufwändige Lichtshow nicht entgehen ließen. Dabei konnte man der Künstlerin kaum einen Vorwurf machen, hier handelte es sich schlicht um eine Fehlbesetzung im Line-up.
Dafür war der restliche Samstag eigentlich eine sichere Bank: Von Bullet For My Valentine mit ihrem mittlerweile schon fast poppigen Modern Metal über kurzweiligen Hip-Hop beim Salzburger Dame bis zu Powerflo, die als Headliner auf der Red Bull Stage nichts anbrennen ließen und wohl zum Härtesten zählten, was beim diesjährigen Nova Rock zu erleben war, gab es reichlich Angebote, um verschiedenste Vorlieben zu bedienen. Erste Ermüdungserscheinungen machten sich beim Publikum dennoch breit. Aber einen Tag gilt es noch durchzuhalten, denn am Sonntag wartet Iron Maiden.