Carina Antl

Josh.: Von laut bis ganz leise Josh., Musiker aus Wien, sprach mit Anita Kiefer über seinen Sommerhit „Cordula Grün“ und seine Tipps an Nachwuchskünstler.

NÖN: Sie waren gerade mit Ihrem Hit „Cordula Grün“ erfolgreich, davor waren Sie als Künstler der breiten Öffentlichkeit nicht bekannt. Warum haben Sie keine Angst davor, dass „Cordula Grün“ ein One-Hit-Wonder bleibt?

Josh.: Angst habe ich tatsächlich keine. Aber Respekt. Denn wenn man so einen Erfolg gehabt hat, will man den natürlich bestätigen. Man kann diese Energie aber ins Positive ummünzen und sagen, man muss jetzt keinem mehr beweisen, dass man es kann. Generell wollte ich schon immer von der Musik leben, dafür habe ich auch sehr viel getan. Ich habe immer nur Teilzeit gearbeitet um weiterhin voll dranzubleiben. Nur aus Jux und Gaudi mach ich nicht Musik. Ich denke, da wäre ich auch gar nicht so weit gekommen. Denn man muss, grade in den Zeiten, wo nix geht, irre viel Zeit und Energie reinstecken - und die letzten Ersparnisse. Das habe ich immer gemacht und hab versucht, immer schon professionell zu arbeiten. Ich glaube, das beste Beispiel ist das Musikvideo zu „Cordula Grün“. Das ist zu einer Zeit entstanden, da hat es in Wahrheit wenige interessiert was ich da mach‘. Und trotzdem ist es sehr professionell gemacht.

Sie sind jetzt 32 Jahre alt, jetzt hat sich der Erfolg eingestellt. Hatten Sie sich ein Alterslimit gesetzt, von dem Sie gesagt haben, wenn es bis dahin nicht geklappt hat, dass ich von der Musik leben kann, dann lass ich es?

Josh.: Klar. So jedes halbe Jahr einmal (lacht). Jedes halbe Jahr einmal hab ich mir gedacht „so, jetzt machst du noch ein Jahr Vollgas und wenn dann nix geht…“ Die Musik hätte ich aber nie gelassen. Sondern nur, dass ich selber Musik mache. Ich hab mir gedacht, wenn es nicht klappt, ist es eben ein Zeichen dafür, dass du zum Beispiel für andere schreibst.

Carina Antl

Haben Sie bei „Cordula Grün“ damit gerechnet, dass der Song so breitenwirksam ist, Ö3 ihn auf und ab spielt und er sogar auf der Wiesn gespielt wird?

Josh.: Damit hab ich wirklich nicht gerechnet. Als der Song und die Produktion fertig waren, haben wir ihn im Studio alle super gefunden. Ich wusste aber nicht, ob ihn überhaupt jemand spielen wird, weil er schon sehr speziell ist. Aber live hatte ich ihn mit meiner Band schon zwei Mal gespielt. Dabei bekommst du irrsinnig viel Feedback auf so einen Song. Wir haben bemerkt, dass die Leute ab dem zweiten Refrain beginnen mitzusingen, obwohl sie ihn noch nie gehört haben. Und natürlich gehört auch ein bisschen Glück dazu. Wenn die Medien, speziell das Radio, nicht dabei sind, dann hast du das Problem: Wie sollen Leute eine Nummer beurteilen, die sie gar nicht kennen?

Das Album ist gerade in der Finalisierung. Was erwartet uns da?

Josh.: Das Album ist sehr breit aufgestellt. Es gibt schwungvolle Sachen drauf, ungefähr aus der Ecke Cordula Grün kommend. Es gibt eine sehr schöne Ballade, die mit dabei ist. Es wird laut, und an manchen Stellen auch ganz leise. Anfang 2019 wird’s fertig, einen genauen Release-Termin gibt es aber noch nicht. Nur so viel kann man sagen: Man wird im Jänner wieder was hören von mir.

Das neue Album wird auf Deutsch sein. Haben Sie vor, auch mal die Sprache zu wechseln?

Josh.: Nein, gar nicht. Weil ich wahnsinnig gern über Dinge nachdenke, und wie ich sie ausdrücken kann. Ich will Dinge beschreiben, ich will sprachlich und phonetisch mit den Texten umgehen können. Das kann ich auf Englisch nicht. Deswegen muss es Deutsch sein. Da kann ich mit der Sprache spielen, Dinge erzählen und erklären. Bilder schaffen.

Carina Antl

Abgesehen von den vielen Interviews, die Sie aktuell geben: Woran merken Sie am meisten, dass sich in Ihrem Leben durch Cordula Grün etwas verändert hat?

Josh.: Was sich am meisten verändert hat, ist, dass ich endlich Zeit habe, mich auf die Musik zu 100 Prozent zu konzentrieren, und ich nicht noch andere Sachen machen muss. Wenn ich in der Früh aufstehe, ist meine Aufgabe, der Künstler Josh. zu sein und Musik zu machen. Mir macht das unglaublich viel Spaß. Denn wenn man voll reinhackelt, viel macht und viel unterwegs ist, dann ist das für seine eigene Sache. Es ist nicht für jemand anderen.

Es gibt seit 18. August auch eine Wikipedia-Seite von Ihnen. Wie fühlt sich das an?

Josh.: Ich muss ganz ehrlich sagen: Das war schon cool. Dass es mich als Künstler tatsächlich gibt, das wusste ich schon sehr lange, auch einige Leute, aber halt nicht so viele. Was ich total witzig finde: Es hat auch Cordula Grün einen eigenen Wikipedia-Eintrag.

Carina Antl

Was macht Sie eigentlich als Privatmensch aus?

Josh.: Ich sag immer: Wenn man mich kennenlernen will, kann man sich einfach nächstes Jahr mein Album anhören, denn da steckt wahnsinnig viel von mir selbst drin. Es ist ein bisschen so, wie ich mich als Privatperson beschreiben würde. Von laut bis ganz leise. Ich lach wahnsinnig gern, habe aber auch diese Melancholie ganz gern. Deswegen liebe ich auch den Herbst als Jahreszeit total. Ich bade sehr, sehr gern in Melancholie, aber mit einer kleinen, rosa Badeente dazu.

Gibt’s ein klassisches Hobby?

Josh.: Unterwegs sein an sich. Verreisen bzw. neue Dinge entdecken taugt mir total. Das ist auch etwas, warum mir das jetzt gerade wahnsinnig viel Spaß bereitet. Ich muss ehrlich zugeben: Ich war in meinem Leben noch nie in Vorarlberg. Da spielen wir nächstes Jahr zwei Konzerte. Ich kann jetzt eine private Leidenschaft mit dem Beruflichen verbinden. Ansonsten mach ich sehr gern Sport. Das entspannt mich. Ich fahr sehr gern Rad, Rennrad und Mountainbike. Jetzt war ich wieder laufen ein paar Mal, das war leider nicht so erfolgreich. Ich hab vier Monate fast keinen Sport gemacht – es ging sich einfach nicht aus. Ich schaue aber jetzt wieder, dass ich mehr tue – man braucht auf der Bühne die Energie, da muss man halbwegs fit sein. Also Sport mach ich sehr gern. Und Wein trink ich auch sehr gern (lacht).

Carina Antl

Sie treten am 15. Dezember am Melting Pot in St. Pölten auf, einem Musik-Nachwuchsförderevent. Sehen Sie sich als Vorbild?

Josh.: Wenn es eine Vorbildfunktion geben kann, dann ist es die, dass ich es wirklich ernst gemeint hab. Dass ich es auch wirklich durchgezogen habe. Was mir schon immer wichtig war: Ich habe immer mit Leuten Musik gemacht, die in Wahrheit besser waren als ich. Ich wollte nie quasi der Starstürmer in einer schlechten Fußballmannschaft sein. Das sieht man auch bei der Band, die ich jetzt habe. Ich hab mir da die absoluten Superleute aus Österreich ausgesucht. Die könnte ich jetzt natürlich alle anrufen, aber vor zwei Jahren war das jetzt nicht so einfach.

Was ist der wichtigste Rat, den du jemandem geben kannst, der Erfolg haben will?

Josh.: Das ist mega-abgedroschen, aber: Einmal mehr aufstehen als alle anderen. Damit klar kommen, dass es Rückschläge gibt. Sich nicht runterziehen lassen. Und das ist nicht leicht! Mich hat zum Beispiel der österreichische Musikfonds gefördert – beim zweiten Anlauf. Beim ersten hieß es: Nö, finden wir nicht gut genug. Ich hab zig Absagen kassiert. Eh klar. Aber wenn du liegen bleibst, bleibst du liegen. Dass du auf den Deckel bekommst, wenn du sowas machst, ist vorprogrammiert.