Luke Andrews tourt mit Simply Red: „Die Chance kommt nicht jeden Tag!“
Mit dem Song „Coming Home“ schaffte Luke Andrews 2018 den Sprung an die Spitze der Ö3-Austro Charts. Nun steht der Musiker aus Feistritz – gemeinsam mit seinen Bandkollegen Tom Traint, Christina Zauner, Stefan Haslinger und Martin Weninger – vor 21 Konzerten der legendären britischen Band „Simply Red“ als Vorgruppe auf den Bühnen europäischer Metropolen.
Begleitet wird das Vierergespann von Produktionsmanagerin Lilli Breuer-Guttmann, Tontechniker Chris Scheidl und Fotograf Markus Raffeis. Mit der NÖN sprachen Frontsänger Luke Andrews und „Mastermind“ Tom Traint über das Gefühl, seine Musik vor tausenden Menschen zu performen.
NÖN: 21 Auftritte als Vorband von „Simply Red“ in ganz Europa, und das vor bis zu 18.000 Menschen. Wenn man euch das vor ein paar Monaten prophezeit hätte: Was hättet ihr geantwortet?
Tom Traint: Wo ist der Haken?
Luke Andrews: Genau! Oder: Das muss ein Schmäh sein! (lacht) Wir konnten uns das tatsächlich nicht vorstellen, denn das erste Halbjahr 2022 war ein wirklich hartes. Wir hatten keine Gigs, haben zwar neue Musik aufgenommen, aber wir wussten nicht, wie wir sie veröffentlichen sollen, ohne Label und ohne externes Management. Wir haben uns sehr den Kopf zerbrochen, ob wir musikalisch etwas ändern sollen, in welche Richtung es gehen soll. Umso erleichternder und motivierender war dann die Mail vom „Simply Red“-Management. An dem Tag, an dem die E-Mail gekommen ist, habe ich Tom erzählt, dass ich überlege, neben der Musik noch etwas anderes zu machen. Es war Schicksal, dass wir jetzt auf Tour sind.
Was hat es zuvor so schwer gemacht – nach wie vor Corona?
Luke Andrews: Definitiv, weil wir keine Möglichkeit hatten, aufzutreten. Irgendwann ist der Zeitpunkt da, an dem man zu zweifeln beginnt.
Tom Traint: Wir waren auf Social Media natürlich nach wie vor aktiv, haben quasi Sachen in die virtuelle Welt geworfen, aber es ist einfach nichts zurückgekommen. Auf der Bühne kommt bald mal ein „Buh“ oder ein „Yeah“ – dort spürt man, ob das, was man macht, auch ankommt. Online ist das nicht so. Es ist belastend, wenn du hackelst, aber wenig zurückkommt. Und jetzt haben wir es von einer grauen Zeit in eine bunte, superschöne geschafft.
Wie kann man sich das als Laie vorstellen – wie kommt man dazu, Vorband für einen solchen Hauptact zu sein?
Luke Andrews: Die Aufbauarbeit im Vorfeld war sehr wichtig. Dave Clayton (für „Simply Red“ am Keyboard, Anm.) hat ja schon auf unseren ersten beiden Alben gespielt und es gab schon 2019 mal Gespräche über eine Tour. Jetzt war es so, dass wir angeschrieben und gefragt wurden, ob wir tatsächlich dabei sein wollen, weil die eigentliche Vorband ausgefallen ist. Genau ab dem Zeitpunkt war klar: Das machen wir! Dann hat das Suchen von Sponsoren und Investoren begonnen, sodass wir die Tour wirklich machen können.
Und Tom hat ja gleich einmal zugesagt, ohne dem Rest der Band Bescheid zu geben ...
Luke Andrews: (lacht) Stimmt, aber das wäre nicht zur Diskussion gestanden.
Tom Traint: In dem Moment war klar, dass wir das machen müssen. So eine Chance bekommt man nicht jeden Tag, also entweder jetzt oder nie!
„Simply Red“ ist ein großer Name in der Musikbranche, hat bisher rund 50 Millionen Tonträger verkauft. Die Luke Andrews Band wird als „Special guest star“ angekündigt und manch einer könnte meinen, dass diese Tour sehr lukrativ ist und man damit das große Geld machen kann. Ist dem so?
Luke Andrews: Wir bekommen pro Show schon eine Gage, was natürlich super ist, weil das keineswegs selbstverständlich ist. Aber es ist schon ein enormer finanzieller Aufwand für uns. Wir haben aber von Anfang an gewusst, dass wir Unterstützer und Sponsoren finden werden. Ohne die wäre das alles nicht möglich, schließlich zahlen wir das Hotel, die Fahrtkosten, die Busse, alles aus der eigenen Tasche. Das könnten wir alleine niemals stemmen!
Tom Traint: Die Gage deckt nicht einmal die halben Hotelkosten ab. Aber man muss einfach eines sehen, und zwar den unglaublichen Marketingwert – den würden wir so nie zahlen können. Es ist keineswegs selbstverständlich, dass eine österreichische Band als Vorband für einen Auftritt in Paris engagiert wird.
Ihr habt schon viele Konzerte gespielt und natürlich eine gewisse Routine – aber die Größenordnung ist auf der Tour ja doch noch einmal anders. Wie war denn die letzte Viertelstunde vor dem allerersten Auftritt der Tour in Paris?
Luke Andrews: Für mich war das einfach irre – Paris, vor gut 10.000 Leuten. Ich konnte mir vorher nicht vorstellen, wie leiwand sich so etwas anfühlen würde. Das stelle ich mir vor, seit ich denken kann – das Gefühl ist dann einfach überwältigend. Das Coole ist ja: Wir haben uns das zu hundert Prozent selbst aufgebaut, das ist unser Verdienst aus den letzten Jahren. Das ist was Schönes!
Tom Traint: Und während „Simply Red“ eine Riesen-Crew im Hintergrund hat, haben wir drei Leute, die alles für uns schupfen – und das funktioniert fantastisch!
Zusatzfrage an Tom: Wie ist es, wenn einem rund 10.000 Leute live auf einem Konzert zum 30. Geburtstag gratulieren?
Tom Traint: (lacht) Das war ur arg! Der Geburtstag ist für mich ja eher ein Tag, an dem ich mich zurücklehne und mir selbst Ruhe gönne. An dem Tag war das natürlich nicht so, wir waren in Hannover und im Arbeitsmodus. In der Garderobe hat mir die Band dann eine große Geburtstagstorte überreicht, sogar die „Simply Red“-Band hat ein Stück mitgegessen und als dann Luke auf der Bühne „Happy Birthday“ angestimmt hat und 10.000 Leute gesungen haben – das war unglaublich, das werde ich nie vergessen.
Wie viel Kontakt habt ihr zu „Simply Red“ direkt – und welches Feedback bekommt ihr?
Luke Andrews: Mit der Band haben wir sehr viel zu tun, wir treffen wir uns immer direkt beim Soundcheck, das ist ein gemütliches Plaudern. Die Crew von „Simply Red“ hilft uns beim Aufbau und organisiert alles rundherum, auch das ist sehr leiwand. Zu Mick Hucknall (Leadsänger von „Simply Red“) haben wir weniger Kontakt, wir wissen aber, dass er über alle Vorgänge sehr genau Bescheid weiß – und auch, dass die Band insgesamt sehr zufrieden mit unserer Arbeit ist.
Ihr habt in europäischen Metropolen wie Paris, Amsterdam oder Hamburg gespielt – wie viel seht ihr denn dort von den Städten? Beschränkt sich das nur auf die Konzerthalle?
Tom Traint: Das kommt darauf an, wie lange wir dort sind. In Berlin waren wir vier Tage, da geht sich schon ein bisschen Sightseeing aus. Zumindest einen Tag konnten wir bislang meistens nutzen, um etwas anschauen.
Luke Andrews: Wir haben natürlich auch abseits der Konzerte viel zu tun. Bestellungen in unserem Onlineshop wickeln wir gleich dort ab, wo wir gerade sind, das ist natürlich auch viel Aufwand. Aber darauf haben wir hingearbeitet!
Und wie ist das Tourleben so? So lange wart ihr ja gemeinsam noch nie unterwegs ...
Luke Andrews: Ich finde, dass das super funktioniert. Alle acht sind liebe Leute, jeder weiß, was er zu tun hat. Und wenn jemand etwas mal alleine erledigen will, funktioniert das auch.
Tom Traint: Natürlich gibt es ab und an mal Mini-Reibereien, aber wir sind alle so selbstreflektiert, sodass das nie wirklich ein Thema ist. Von Fetzereien sind wir weit entfernt.
Ihr habt kurz vor Start der Tour euer neues Album „Songs written when the world stood still“ präsentiert, am Freitag ist der Abschluss mit „Simply Red“ in Mailand – was plant ihr für die Zeit danach?
Luke Andrews: Wir werden wieder ins Studio gehen, um neue Songs aufzunehmen. Außerdem sind wir – weil wir ja jetzt auch international unterwegs sind – dabei, ein Team aufzubauen, ein Label, eine Plattenfirma zu suchen. Das werden jedenfalls Fixpunkte sein. Und wir werden wieder nach London gehen.
Tom Traint: Genau! Und ansonsten: Einfach weitertun, zielgerichtet arbeiten, die große Bühne im Visier!