Feuerwerker spielen die Klimakarte
Keinen Grund zum Feiern haben die heimischen Pyrotechniker. Das Feuerwerken kämpft besonders um Silvester mit dem Image umweltschädlich, gefährlich und laut zu sein. Die Branche will nun mit Vorurteilen aufräumen, setzt auf Umweltschutz und Sicherheit und plädiert für Toleranz für ein traditionelles Kunsthandwerk.
Seit Jahren vermiesen illegale Kracher und Raketen aus dem Ausland – in NÖ speziell aus einem grenznahen tschechischen Shoppingcenter – das Geschäft der Pyrotechnik-Branche. Illegales Feuerwerk verursachte in den letzten vier Jahren über hundert, medienwirksame Verletzungen und zwei Tote. Immer mehr Kommunen, Festspiel-Veranstalter und auch Ketten, etwa Lidl, Bauhaus oder zuletzt Hofer, verzichten auf den Verkauf von Feuerwerkskörpern. Dahinter stecken nicht Umsatz- und Sicherheitsbedenken der Händler, sondern vielmehr der Wunsch nach Klimaschutz ihrer Kundschaft.
„95 Prozent der Verletzungen passieren durch illegales Feuerwerk“, sagt Rudolf Jost, Sprecher des Pyrotechnikhandels. Der ausländische Onlinehandel und das Geschäft mit illegalem Feuerwerk sei ein Riesenproblem. Dazu gesellen sich Vorurteile rund um Feuerwerk, die nicht stimmen, so Jost. Mit einem Pack an Unterlagen will der Pyrotechniker mit Mythen rund um Schwermetalle, Feinstaub und CO 2 -Ausstoß aufräumen und zeigen, dass sich in Sachen Sicherheit, Tierwohl und Klimaschutz die Branche weiterentwickelt hat.
Wir sind auch keine Tierfeinde Rudolf Jost, Sprecher des Pyrotechnikhandels
Eine Studie der TMC (Technische Consulting GmbH), im Auftrag der Branche, zeige laut Jost, dass alle Feuerwerke in Österreich zusammen im Jahr 2019 für 0,28 Prozent der insgesamt freigesetzten Feinstaubmenge verantwortlich waren. 85 Prozent davon fielen zu Silvester an. Auch bei der CO 2 -Belastung würden Feuerwerke mit 125,6 Tonnen (2019) im Vergleich zum Energie-/Industrie-Sektor mit 35 Mio. Tonnen nicht ins Gewicht fallen.
In der Silvesternacht kommt es zu kurzzeitigen einmaligen Feinstaub-Spitzenwerten, die besonders im städtischen Bereich extreme Werte bis zu 1.000 Mikrogramm pro Kubikmeter erreichen können, sagt NÖ-Umweltanwalt Thomas Hansmann und räumt gleichzeitig ein, dass Silvesterfeuerwerke im Verhältnis zu anderen permanenten Feinstaubquellen eine "verhältnismäßig kleinere Quelle darstellen".
NÖ-Umweltanwalt: "Feinstaub ist gesundheitsschädlich"
Behauptungen, dass der Feinstaub von Feuerwerken weniger gesundheitsschädlich wäre als sonstiger Feinstaub, hält Hansmann aber für unrichtig. In der Wissenschaft werde vermutet, dass es keine Schwelle gibt, unterhalb derer Feinstaub unschädlich ist. "Das Einatmen von Feinstaub kann zu Husten, Atemwegsproblemen, Asthmaanfällen sowie Herz-Kreislauf-Beschwerden führen. Zusätzlich leiden neben dem Menschen auch Haus- und Wildtiere unter dem Silvesterfeuerwerk und ist die Menge des verursachten Mülls nicht zu unterschätzen", sagt Hansmann gegenüber der NÖN. Für ihn gehe es zwar nicht um ein völliges Abschaffen, aber doch um ein wesentliches Reduzieren von Feuerwerken. "Zudem finden sich auf dem Markt immer mehr Alternativen, die gleich viel Freude und Spaß machen", so Hansmann.
„Wir sind auch keine Tierfeinde, wir haben selbst Tiere. Die blöde Ballerei stört auch uns“, so Jost. Zertifizierte Ware (CE-Kennung) dürfe maximal eine Lautstärke von 120 Dezibel erreichen, illegale mit Blitzknallsatz erreiche hingegen 150 Dezibel. Giftige Inhaltsstoffe wie Arsen, Blei oder Quecksilber seien seit 2002 verboten. Und Plastik gebe es nur mehr bei einigen Raketenspitzen.
„Daran arbeiten wir gerade“, sagt Thomas Köchl, NÖ-Feuerwerksproduzent in vierter Generation in Aggsbach Markt. In der Regel bleibt nur mehr Kartonage beim Abfackeln von heimischem Feuerwerk über. „Wir setzen auf Qualität und unterliegen strengen Prüfungen“, so Köchl. Im Trend sind heuer Batteriefeuerwerke.
Richtige Handhabe von Feuerwerk
Neben dem Lesen und Beachten der Sicherheits- und Bedienhinweise, meist auf den Verpackungen der Feuerwerke, ist die umsichtige Handhabe entscheidend, damit es nicht zu Verletzungen und Sachschäden kommt. Ein Feuerwerk sollte außerdem nie im Wald oder auch nur in Waldnähe wegen der Brandgefahr gezündet werden.
Die Verwendung von Feuerwerkskörpern/Silvesterknallern der Kategorie F2 (z.B. Schweizer Kracher, Knallfrösche etc.) ist im Österreichischen Ortsgebiet grundsätzlich ganzjährig verboten. Der Bürgermeisterin/dem Bürgermeister steht es frei, teilweise eine Ausnahme zu erlauben, aber nur, soweit keine Gefährdung für Menschen, deren Eigentum, die öffentliche Sicherheit oder unzumutbare Lärmbelästigungen zu befürchten ist.
Innerhalb und in unmittelbarer Nähe zu Krankenanstalten, Kinder-, Alters- und Erholungsheimen, Kirchen, Gotteshäusern sowie Tierheimen und Tiergärten ist die Verwendung von Feuerwerkskörpern/Silvesterknallern grundsätzlich immer verboten, auch außerhalb des Ortsgebietes.