The Cure und Slayer überzeugten

Slayer boten eine tadellose Show  |  APA
Ein kontrastreiches Spätabendprogramm hatte das Nova Rock am Freitag zu bieten.

Auf der einen Hauptbühne breiteten The Cure ihren Klangteppich aus, auf der anderen knüppelten sich Slayer auf Abschiedstour in Richtung Ruhestand. Hier wurde getanzt, dort geheadbangt. Auch wenn bei The Cure die Publikumsdichte geringer wurde, bot das hymnische "Pictures Of You" ein paar der schönsten Festivalminuten.

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Mit "Shake Dog Shake" eröffneten Robert Smith, wie immer den Anschein erweckend, aus einem Film von Tim Burton gepurzelt zu sein, und seine Band das lange Set. Dichter (Bühnen-)Nebel waberte, musikalisch gab es allerdings nicht nur Düsternis. Gediegenen Synthie-Flächen wurden teils fast epischen Gitarrenparts entgegengesetzt, "Just One Kiss" von 1982 als Musterbeispiel von Wave-Goth-Punk wirkte genauso wenig in die Jahre gekommen wie der "Lovesong": Mit Textzeilen wie "Whenever I'm alone with you, You make me feel like I am home again" setzte Smith einen lyrischen Gegenpol zu so manch martialischer Metal-"Poesie".

Es störte kaum, dass allein der Bassist sich mehr als einen Meter auf der Bühne bewegte. Smith' ausgelassene Tänzchen zwischendurch waren Show genug. Der Sound ließ ebenso wenig zu wünschen übrig wie sein Gesang, das Gitarren- und zwischendurch auch Flötenspiel. Die Hits und Crowdpleaser "Friday I'm In Love" und "Boys Don't Cry" haben sich The Cure für den krönenden Abschluss aufgehoben. Diejenigen, die geblieben waren, hatten einen feinen Ausflug quer durch die Geschichte der Poplegende miterlebt.

Ein leider nur müder Abklatsch vergangener Glanzzeiten waren die Smashing Pumpkins: Die US-Alternative-Gruppe, die in den 1990ern zu den prägendsten Acts des Genres zählte, lieferte eine Darbietung, die die Bezeichnung "Show" kaum verdiente. Zwar gab es dank legendärer Nummern wie dem Schnellschuss "Zero", dem mächtigen "Bullet With Butterfly Wings" oder dem melancholischen "Disarm" einige schöne Momente zu erleben. Aber bei Billy Corgan und Co war an diesem Abend lediglich Dienst nach Vorschrift angesagt - abgedroschene Publikumsanimation und ein deplatziertes "Vienna!" inklusive. War schon die aktuelle Platte "Shiny and Oh So Bright" eine Enttäuschung, so entschädigten diese 90 Minuten leider nicht wirklich dafür.

Wirklich nostalgisch wurde es dann bei Slayer: Man mochte kaum glauben, dass dies das letzte Österreichkonzert der US-Band gewesen sein soll. Sänger und Bassist Tom Araya und seine drei Mitstreiter befinden sich was den Livegenuss betrifft definitiv auf einem Höhepunkt, stürzten sich mit dem wütenden "Repentless" in ein ebenso kurzweiliges wie unbarmherziges Set und ließen schlussendlich die Frage offen, wer diese Lücke jemals schließen soll. Kaum eine Band kann Slayer in dieser Form das Wasser reichen, so mächtig und kompromisslos ging der Vierer zu Werke. Ein lachendes und ein weinendes Auge waren da garantiert.

Neben Slayer war mit Anthrax eine weitere Band der "Big Four" des Thrash Metal, zu denen man noch Metallica und Megadeth zählt, am Festival vertreten. Im Gegensatz zu den erstgenannten Kollegen ist man aber nicht auf Abschiedstour. "Wir gehen noch nicht in Pension! Das kann man den Fans weitersagen", lachte Gitarrist Scott Ian im Gespräch mit der APA. "Sollten wir wirklich irgendwann aufhören, hätte ich gerne, dass wir einfach verschwinden und ein Mysterium daraus machen. Die Leute sollten sich den Kopf darüber zerbrechen, was mit Anthrax passiert ist. Aber vermutlich würden wir auch auf Farewell-Tour gehen. Aber ehrlich, es gibt dazu keine Pläne. Wir schreiben auch gerade neues Material. Wir haben bereits vier, fünf starke Skelette, wie ich diese Fragmente nenne. Sie brauchen nur noch Muskeln und Fleisch."

Auf der Red Stage brachte die US-Band mit viel Energie ihre bekanntesten Songs wie "I Am The Law" und "Indians". Für Ian nur logisch: "Wir sind nicht hier, um ein Album zu verkaufen und zu promoten. Unser Programm besteht auf Festivals aus unseren Klassikern. Aber wir haben auch einen Song ausgegraben, 'Now It's Dark', den wir seit 1991 nicht mehr gespielt haben." Auch "Caught In A Mosh", quasi die musikalische Visitenkarte von Anthrax, durfte nicht fehlen. Diesen Thrash-Klassiker gab es gleich zum Start. "Dieser Song war bei jedem Konzert zu hören, das wir seit 1987 gespielt haben", erzählte Ian. "Andere kamen und gingen, aber ich bin nie überdrüssig geworden, 'Caught In A Mosh' zu spielen. Dieser Song weckt mich auf, weil er nach all den Jahren noch immer eine technische Herausforderung ist."

Anthrax haben in ihrer langen Karriere mitgeholfen, die Genre-Grenzen aufzubrechen und Crossover im Heavy Metal salonfähig zu machen. "Ein Musikstil muss wachsen, sich verändern", sagte dazu Scott Ian. "Auch das Universum expandiert. Niemand will, dass unser Universum schrumpft und verschwindet. So verhält es sich auch mit einer Szene oder einer Kunstform. Es wäre doch fad, wenn alle wie Black Sabbath klingen würden. Es gibt 20 Bands, die wie Black Sabbath klingen, das reicht."

Definitiv mehr Crossover als Black Sabbath sind die Dropkick Murphys. Die Folk-Punk-Hardcore-Band gehört längst zum Festival-Inventar, und Gassenhauer wie das Dudelsack-getriebene "Rose Tattoo" oder die Liverpool-Hymne "You'll Never Walk Alone" wirbelten mächtig Staub vor der Blue Stage auf. Ähnliches galt auch für Idles am späten Nachmittag, wenngleich die Briten nur mit einem Bruchteil des Publikums belohnt wurden. Aber wie sich das Quintett ins Zeug legte, immer wieder mitten unter den Leuten ihre Instrumente malträtierte und vor allem auch politische Botschaften nicht scheute ("Fuck Nigel Farage!"), machte einfach Laune. Was naturgemäß für die zeitgleich auf der Red Stage aufspielenden Polen von Behemoth galt: Aushängeschild Nergal und seine Kollegen lieferten eine Black-Metal-Show vom Feinsten, mit reichlich Feuer und viel böser Energie. Immer wieder ein Erlebnis!

(S E R V I C E - www.novarock.at)