Energie und Nostalgie: Slipknot und Sum 41 feuerten ab
Dabei galt in den Abendstunden wohl für die meisten Festivalbesucher nur eines: Endlich war es temperaturtechnisch angenehm. Nach den Hitzestunden des Nachmittags lockten Acts wie Lamb of God, die mit ihrem groovigen Metal für reichlich Action vor der Blue Stage sorgten, oder die Wikinger von Amon Amarth tausende Fans vor die Bühne. Ein wenig zu leiden hatte darunter die Red Stage, die am Donnerstag mit Hip-Hop und Reggae-Sounds ein Kontrastprogramm bot, das im Kleinen durchaus angenommen wurde.
Aber die ganz große Show gab es naturgemäß bei den Headlinern: Slipknot haben immerhin ein neues Album im Köcher, das die Anhängerschaft Anfang August erwartet. Aber es muss nicht nur "We Are Not Your Kind" sein, wie die Platte betitelt ist, es reichen auch die Glanztaten vergangener Tage: Schon als Einstieg gab es bei "People=Shit" kein Halten, ging es mit "Get This" zurück zu den immer noch wütenden Anfängen und durften bei "Before I Forget" alle Fans ihre Stimmbänder strapazieren. Nicht ganz gelungen erschien allerdings das neue Bühnen-Erscheinungsbild von Sänger Corey Taylor.
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Einziger Wermutstropfen bei der durchwegs energetischen Darbietung waren die Soundprobleme bei "Unsainted", der Single zum neuen Album. Wer aber nur kurz später den bitterbösen "Heretic Anthem" aus dem Köcher ziehen kann, wird sogar das verschmerzen. "Du bist immer nervös", bekannte Gitarrist Jim Root im APA-Interview vor dem Auftritt. "Neues Album, neue Bühne, neue Masken - mit dieser Band ist es nie leicht. Du musst einfach sicher gehen, dass alles funktioniert."
Das tat es in diesem Fall fast auf ganzer Linie. 20 Jahre ist das Debüt her, und immer ist diese Band noch eine mehr als sichere Bank, wenn es um gute Unterhaltung und musikalischen Anspruch geht. "Den Druck gibt es immer", meinte Root bezüglich neuem Material. "Wir haben ein gewisses Level, das wir erreichen müssen. Und gleichzeitig geben wir uns nicht damit zufrieden, wir wollen uns nicht wiederholen. Es muss immer neue Ziele geben." Man darf sich also freuen auf das, was diesen Sommer noch aus dem Hause Slipknot zu erwarten ist.
Aber es geht ja auch mit Nostalgie: Die kanadische Punkband Sum 41 entführte das Publikum auf der Red Stage in die Vergangenheit und sorgte mit Stücken wie "In Too Deep" für einen kurzen Flashback. Wer mit diesem Material immer noch punktet, hat aber nicht nur die Zeit auf seiner Seite, sondern auch das musikalische Können. Und das musste man der Gruppe um Deryck Whibley wirklich lassen: Hier wurde viel Energie investiert, um nicht nur eine Show abzuliefern, sondern tatsächlich kleine Höhepunkte zu setzen.
Womit ein langer Tag sein passendes Ende fand: Die US-Rocker von Godsmack überzeugten ihre Fans mit einem langen Schlagzeug-Doppel, bei dem einige Klassiker angerissen wurden, während die russische Avantgarde-Band Pussy Riot elektronische Sounds mit politischen Botschaften kreuzte. Allerdings war der Auftritt zu leise und monoton, weshalb die Texte - wohl ein wichtiger Bestandteil dieser Gruppe - kaum zu verstehen waren. Eine kleiner Anhängerschaft machte sich aus diesen Nachteilen allerdings nichts und feierte die feministische Band intensiv ab.
Eher den Publikumsgeschmack trafen Three Days Grace, die sich nicht nur mit eigenem Material einstellten, sondern allen voran dank Songs wie "Seven Nation Army" von den White Stripes die Massen zu begeistern wussten. Gassenhauer funktionieren eben immer, nicht zuletzt wenn man ein Bon-Jovi-Intro im Gepäck hat. Aber so ist eben das Festivalleben: Die bunte Mischung macht es aus. In der Kühle der Nacht erwachten schließlich auch noch die von der Hitze geplagten Schweden von Sabaton und lieferten eine bombastische Show als Abschluss.