Nova Rock ging ins Finale

APA/FLORIAN WIESER
Das Nova Rock 2022 ist am Sonntag ins Finale gegangen. Während die Fans letzte Kräfte für Bands wie Airbourne, Finch und Wizo mobilisierten, zog Intendant Ewald Tatar im APA-Gespräch Bilanz.

"Das Festival hat einiges erlebt, aber es ist letztendlich das geworden, was wir uns alle gewünscht haben: die große Party, das große Festival, das erste nach der Pandemie." Das Open Air nach starken Regenfällen am Donnerstag starten zu können, sei ein "Husarenritt" gewesen.

Von Mittwoch bis Freitag seien innerhalb von 72 Stunden rund 70 Millimeter Regen auf die Pannonia Fields geprasselt, hieß es auf Anfrage bei der ZAMG. Der Boden, ohnehin von Niederschlägen in der Woche davor etwas aufgeweicht, konnte das Nass nicht mehr aufnehmen. Lange Wartezeiten bei der Anreise waren die Folge, weil die Parkflächen länger nicht befahrbar waren. "Sobald der erste Frust verflogen war, ist die Stimmung ins Positive gekippt", sagte Tatar. "Ich bin mir nicht sicher, ob ich bei einem Nova Rock schon eine derart positive Kraft da draußen gespürt habe, wie es jetzt der Fall war."

Rund 30 Grad zum Abschluss

Zum Abschluss brannte die Sonne bei rund 30 Grad vom Himmel. Die Abreise hatte in den frühen Nachmittagsstunden eingesetzt, Zelte - sofern sie intakt geblieben waren - und Klappsessel wurden eingepackt und in Handkarren abtransportiert.

Aber viele hielten auch durch und versammelten sich vor der Blue oder Red Stage. Als "Clown aus Ostberlin" stellte sich Finch auf letzterer vor: Seinem mittlerweile abgelegten Namenszusatz "Asozial" machte der Rapper jedenfalls alle Ehre, ging es in seinen Texten doch vorwiegend um berauschende Substanzen und Sex. Immerhin ist einer seiner Schlachtrufe "Keine Party ohne Kokain". Stilgerecht präsentierte er sich auf der Bühne dann auch nicht nur mit DJ und Corapper, sondern einer eigenen Bar - was natürlich zu mehreren auf ex getrunkenen Cocktails führte. "Wenn ich meine Texte vergesse, seid ihr schuld!", ließ er das ihn anstachelnde Publikum wissen. Wäre wohl egal gewesen, immerhin zeigten sich die Nova Rocker auffallend textsicher.

Flüssigkeiten standen auch bei Airbourne im Zentrum, wobei die australischen AC/DC-Epigonen in erster Linie auf Schweiß und Bier setzten. Sänger und Gitarrist Joel O'Keeffe ließ sich beim Stampfer "Girls in Black" von einem Roadie auf den Schultern tragen, dabei immer noch Gitarre spielend, als das eigenwillige Duo umringt von etlichen Fotografen die jubelnden Reihen abschritt. Und natürlich wurde dabei auch eine Bierdose per Schlag auf den Kopf geöffnet und ins Publikum geworfen. Rock'n'Roll kann so einfach sein.

APA/FLORIAN WIESER

Es folgte die schwedische Metal-Band In Flames. Passend zum Wetter sollte Gentleman am Abend für Reggae-Vibes sorgen. Billy Talent und Five Finger Death Punch wurden als Headliner auf der Blue Stage erwartet. Musikalische Höhepunkte des Festivals waren Maneskin, Deichkind, Kraftklub und Muse. Placebo vertraten mit ihrem britisch unterkühlten, aber dichten Sound die Foo Fighters, deren Gastspiel eine Premiere am Nova Rock gewesen wäre.

"Das Konzept Nova Rock wird sich nicht ändern"Intendant Ewald Tatar

Das Festival findet 2023 vom 7. bis 10. Juni statt. Dass heuer viele Bands angetreten sind, die fast schon zum Inventar des Open Airs gehören, hat im Vorfeld für Diskussionen gesorgt. "Das Booking-Thema polarisiert immer", meinte Tatar. "Ich hätte schon Ideen, wer hier alles spielen sollte. Aber oft bleibt es leider ein Wunsch, weil die Bands zu der Zeit nicht da sind, nicht kommen können oder sie vielleicht nicht leistbar sind. Das Konzept Nova Rock wird sich nicht ändern. Und es dürfte heuer nicht so falsch gewesen sein, wir sind ja ausverkauft." Über alle vier Tage verteilt begrüßte man 225.000 Musikfans.

Rotes Kreuz zieht positive Bilanz

Das Rote Kreuz, mit 120 Sanitäter und sechs Notärzten am Gelände, konnte wie an allen Tagen auch am Sonntag eine positive Bilanz ziehen. "Es war eine komplett ruhige Nacht ohne gröbere Einsätze. Das war überraschend, weil es die Partynacht schlechthin war", stellte Manuel Komosny vom Roten Kreuz fest. Bei den Gesamteinsatzzahlen werde man unter jenen der Vorjahre bleiben. Zu versorgen galt es hauptsächlich Insektenstiche, stumpfe Verletzungen und Platzwunden. Laut dem Sprecher wurden 1.850 Personen am Gelände behandelt und 517 Personentransporte durchgeführt, davon 75 in Krankenhäuser.

Der ÖAMTC rechnete insgesamt mit rund 500 Einsätzen - von der Starthilfe bis zum verlorenen Autoschlüssel. Problematisch bei der Heimreise könnten Spurrinnen und Furchen sein. Es wurde zu Achtung aufgerufen.