Zehntes Frequency: Feuerwerke zum Abschluss
Mit einem Feuerwerk endete die zehnte Auflage des Frequency-Festivals in St. Pölten am Sonntag – und zwar nicht nur mit einem richtigen Feuerwerk, sondern auch mit einem musikalischen. Das bescherte den in der lauen Sommernacht ausharrenden zehntausenden Festivalgästen die Imagine Dragons. Die stilistisch schwer einzuordnende US-amerikanische Band ist wieder ein Beispiel für das Fingerspitzengefühl, das Harry Jenner bei der Programmierung des Frequency stets aufs Neue beweist: Ihre St. Pölten-Premiere feierte die US-Band rund um Frontman Dan Reynolds auf der Green Stage im Nachmittagsprogramm vor fünf Jahren.
Mittelweile sind Imagine Dragons zu Weltstars gereift. Und während andere mit ihren Superhits bis zur Zugabe warten, legten Imagine Dragons gleich mit dem größten Hit als Opener los: „Radioactive“. In den folgenden gut eineinhalb Stunden bewies Reynolds mit nacktem Oberkörper nicht nur, dass er viel Zeit im Fitnesstudio verbringt, sondern auch, dass er mit seiner Band nicht nur radiotaugliche Songs schreiben, sondern auch richtig gute Rockmusik machen kann. Das Frequency-Publikum dankte es mit Begeisterung, die bis zum finalen „Believer“ kein Ende kannte. Einen besseren Schlusspunkt für das zehnte Frequency in St. Pölten hätte es wohl nicht geben können.
Doch bereits zuvor bot der vierte Tag ein starkes Programm. Papa Roach zum Beispiel. Die einstigen Vorreiter des Nu-Metal zeigten in St. Pölten, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören und ließen es in der Nachmittags-Sonne ordentlich krachen. Und das schon vor dem fulminanten „Last Resort“, mit dem die Kalifornier einst – ja, das ist auch schon 18 Jahre her – weltweit für Furore sorgten. Von der ersten Sekunde an ließ Frontman Jacoby Dakota Shaddix keinen Zweifel daran aufkommen, dass Papa Roach noch mehr Power haben als manche Jung-Spunde, die gern mal eine große Lippe riskieren.
Als völliges Kontrastprogramm folgte der belgische DJ Felix De Laet, der als Lost Frequencies mit Hits wie „Are You With Me“ und „Melody“ in den europäischen Charts für Furore sorgte. Zwischen Papa Roach und den danach folgenden Punkrockern von Sum 41 wirkte der sterile DJ-Sound allerdings ziemlich deplaziert. Denn Sum 41, einst als Skate-Punker mit Hits wie „Fat Lip“ und „In Too Deep“ zu Weltruhm gekommen, bewiesen, dass sie erwachsen geworden sind – und sich zumindest im Metal-Genre versuchen. Mit im Gepäck hatten sie in St. Pölten deshalb nicht nur Songs wie "The Hellsong" oder "We Are To Blame", sondern auch Zitate der Metal-Geschichte – von Black Sabbaths „Paranoid“ und „War Pigs“ bis hin zu Deep Purples „Smoke On The Water“ und einem Eddie-Lookalike als Bühnen-Deko. Nicht immer hatte man den Eindruck, dass aus den Skate-Punkern um Deryck Jason Whibley mittlerweile Metal-Heads geworden sind – aber allein schon das Bemühen dankten die Fans mit so manchem Moshpit.
Für die Überraschung des Abends sorgten, wie könnte es an einem heißen Tag anders sein, die kühlen Isländer – und zwar Kaleo. Das aus dem 10.000-Einwohner-Ort Mosfellsbær stammende Quartett, das im Vorjahr mit dem eingängigen, aber ruhigen „Way Down We Go“ die Charts stürmte, begeisterte mit erdigem Bluesrock und zeigte, dass auch junge Musiker glaubwürdigen 70er-Sound machen können. Großartig!
Als Fazit des zehnten Frequency in St. Pölten bleibt: So bunt und unterhaltsam wie in diesem Jahr war das Festival an der Traisen noch nie.