„Hip Hop hat mich mehr gelehrt als die Schule“
NÖN: Ihr kommt von drei verschiedenen Bands, Rage against the Machine, Public Enemy und Cypress Hill. Wie habt ihr als neue Gruppe zueinander gefunden?
B-Real: 2016 hatten wir die Präsidentschaftswahl in den USA. Tom Morello war schockiert über das, was Donald Trump in seinen Kampagnen gesagt hat. Das hat ihn dazu gebracht, uns alle anzurufen. Er meinte, wir sollten uns zusammentun und darüber sprechen, was gerade los ist.
Die politische Situation war also der Grund, warum ihr die Supergroup gegründet habt?
B-Real: Genau. Wir haben alte Songs unserer Gruppen ausgegraben und die gespielt, die von Themen handeln, die auch jetzt wieder unter den Nägeln brennen. Dabei haben wir gemerkt, dass die Chemie stimmt. Dann wollten wir wirklich eine Band gründen. Es war also zuerst ein politisches Statement, dann haben wir beschlossen, auch neue Musik zu machen
Bedeutet das, dass man noch mehr Musik von den Prophets of Rage erwarten kann?
B-Real: Ja. Nachdem wir diese Tour beendet haben, werden wir Musik, die wir schon begonnen haben, fertigstellen.
In den nächsten Monaten wird es also ein neues Album geben?
B-Real: Schon, aber wir wissen bisher nur, dass wir neue Songs machen. Wann es das neue Album geben wird, wissen wir noch nicht.
Worum wird es in den neuen Songs gehen?
B-Real: Um das, was gerade passt. Waffengewalt vor allem. Der nächste Song wird „Pop Goes The Weapon“ heißen. Im Video und auch im Text geht es um die aktuelle Waffengewalt in Amerika.
Würdest du die politische Situation in Europa ähnlich beschreiben wie jene in den USA? Oder wo siehst du da Unterschiede?
B-Real: Es gibt Unterschiede. Die großen Themen sind aber überall dieselben. Der Unterschied ist nur die massive Waffengewalt in den USA. Das große Problem unserer Gesellschaft und unseres Landes ist, dass wir das Recht haben, Waffen zu tragen. Sie verkaufen Waffen an Leute, die sie nicht haben sollten. Leute, die nicht verantwortungsbewusst genug sind. Das passiert sonst nirgends. Aber Migration und Obdachlosigkeit, das gibt es überall.
Glaubst du, dass Personen in der Öffentlichkeit eine gewisse Verantwortung haben, genau solche Probleme aufzuzeigen?
B-Real: Ich denke, es ist eine Entscheidung. Künstler wollen Musik machen – über gar nichts, über das Leben oder über Politik. Das muss jeder für sich entscheiden. Ich glaube nicht, dass Künstler diese Verantwortung haben, aber manche spüren sie. Wenn wir alle über Politik reden würden, wäre Musik auch langweilig. Verschiedene Bands sollen über verschiedene Dinge reden.
Spielte Politik in eurer Musik immer schon eine große Rolle?
B-Real: Ich war 27 Jahre lang bei Cypress Hill, bevor wir diese Band gegründet haben. Rage against the Machine und Public Enemy waren sicher politischer als wir.
Tim Commerford: Von Cypress Hill und Hip Hop kommt eigentlich so viel Politisches. Gerade über Latino-Kultur hat mich Hip Hop mehr gelehrt als es meine Schule jemals tun hätte können. Es gab keinen Kurs für so etwas in meiner Highschool. Ich habe nie etwas gelernt über dunkelhäutige Menschen. Ich bin in einer weißen Welt aufgewachsen.
Bringen euch die Unterschiede eurer musikalischen Herkunft jetzt weiter?
B-Real: Jede Band und jedes Mitglied hat eine bestimmte Energie. Wenn wir diese Energien zusammenbringen, und die sind alle aggressiv, wird daraus etwas so Mächtiges. Das bringt viel Output und macht auch Spaß. Wir sind in einer großartigen Position. Wir haben Spaß zusammen, aber wir sagen auch etwas.
Es geht also auch um den Spaß und nicht immer nur um Politik?
B-Real: Wenn wir mit Freunden zusammensitzen reden wir auch mal einfach über das Leben. Es kann nicht immer um Politik gehen.
Und wenn es doch darum geht? Seid ihr dann einer Meinung?
B-Real: Nein, wir sind uns nicht immer einig, aber wir schauen, dass es funktioniert.
Tim Commerford: Eigentlich ist das wie mit der Musik. Es hat nicht immer jeder dieselbe Vorstellung, man muss herausfinden, was für alle funktioniert.